Schadstoffberatung Tübingen

Farben und Lacke

FARBEN bilden eine nicht glänzende, offenporige Beschichtung und werden nach DIN in wischfeste und waschfeste Farben unterteilt. Sie haben einen relativ hohen Farbstoff- und Pigmentanteil, aber nur einen geringen Bindemittelgehalt. Die Umwelt- und Gesundheits-verträglichkeit ist abhängig von der Art der Farbe (Anstrichstoffe, Leim-, Silikat- Natur-, Dispersionsfarben).


LACKE werden zur Beschichtung von Oberflächen aus Holz, Metall, Kunststoff oder mineralischem Material verwendet. Es werden Natur- und Kunstharzlacke unterschieden. Im Vergleich zu Farben haben Lacke einen höheren Bindemittelgehalt. Das Bindemitel liegt im Lösemittel gelöst vor (lösemittelhaltige Lacke), verteilt in Wasser (Dispersionslacke) oder als Vorprodukt (Reaktionslacke). Dispersionslacke mit einem Lösemittelgehalt von maximal 10 % können als schadstoffarme Lacke das RAL-Umweltzeichen 12a erhalten.


Wasserlösliche Anstrichmittel

Dabei handelt es sich ausschließlich um Leimfarben. Ihr Bindemittel ist bei Produkten von Mitgliedsfirmen der "Arbeitsgemeinschaft Naturfarben" durchgängig Zelluloseleim.
Man bekommt Leimfarben als Pulver, getrennt in Leim und Pigmente, als pastösen Nassleim, dem das Pigment noch zugesetzt werden muß, oder bereits streichfertig gemischt.
Leimfarben sind ungiftige organische Stoffe, und ihr Bindemittel bleibt immer wasserlöslich. Man kann sie daher nicht in Kellern, Küchen oder Bädern verwenden. Für Innenwände und Decken wenig bis normal beanspruchter Räume eignen sie sich aber gut.
Leimfarben bilden  wasserdampfdurchlässige Filme und werden bei richtiger Dosierung des Bindemittels wischfest.
Leimfarbenanstriche haftern gut auf allen mineralischen Untergründen und festsitzenden Tapeten. Auf Holz, Öl- und Dispersionsfarbenanstrichen sind sie ungeeignet.
Da sie keine tragfähigen Schichten bilden, kann man sie nicht übertapezieren oder mit einer anderen Farbe überstreichen.


Wasserverdünnbare Anstrichmittel

Hierzu zählen Kalk-, Zement- und Dispersionsfarben.

Kalkfarben

Kalkfarben bestehen aus verdünnter Kalklauge. Angeboten werden Luftkalke (z.B. Weißkalkhydrat, Dolomitkalkhydrat) oder hydraulische Kalke (Wasserkalkhydrat, hydraulischer Kalk, hochhydrau-lischer Kalk). Naturfarbenhersteller bieten auch Sumpfkalk an.
Man bekommt Kalkfarben in der Regel in ansetzfertiger Form als Pulver, Luftkalkfarben auch pastös eingesumpft.
Zum Abtönen sind nur kalkechte Buntpigmente geeignet. Starke Farbtöne sind nicht möglich, weil Kalkfarben Pigmente nur bis maximal 5 % binden.
Hydraulische Kalke sind wetterbeständiger als Luftkalke.
Luftkalke binden allein durch Aufnahme von Kohlendioxid aus der Luft in Anwesenheit von Wasser ab. Sie erhärten also nur an der Luft.
Hydraulische und hochhydraulische Kalkfarben binden zunächst durch Kohlendioxid aus der Luft, vor allem aber durch Aufnahme von Wasser ab. Nach einigen Stunden erhärten sie auch unter Luftabschluß.
Kalkfarbenanstriche sind deshalb besonders sorgfältig vor zu raschem Austrocknen zu schützen; sie härten sonst nicht richtig aus und es kommt zu Abplatzungen oder Abkreidungen.
Kalkfarben ergeben körnige, fast porös wirkende Oberflächen; sie bilden keine Filme. Man verwendet sie innen und außen auf Kalk-, Kalk-Zement- und Zementputzen, auf Schalungsbeton, gebrannten und ungebrannten Mauersteinen (nur innen), an Fassaden, Wänden und Decken. Sie eignen sich nicht für Holz- und Metalluntergründe.
Sie sind feuchtigkeitsunempfindlich und wirken desinfizierend und fungizid, deshalb eignen sie sich für Küchen, Bäder, Keller und Lagerräume.
Geringe Zusätze von Leinöl (bis 0,5 %) verbessern die Streichfähigkeit und Wetterfestigkeit. Die Wetterfestigkeit erhöht sich ebenfalls bei Zusatz von Kasein oder Wasserglas. Für Innenanstriche kann man statt des Leinöls auch Zelluloseleim zusetzen, allerdings ist der Anstrich dann nicht mehr feuchtigkeitsfest.

Zementfarben

Zementfarben bestehen aus Weißzement und hochhydraulischem Kalk. Sie bilden keine Filme, ergeben wetterbeständige, wasserdampfdurchlässige Anstriche und eignen sich für dieselben Untergründe wie die Kalkfarben, ohne Einschränkung für innen und außen.
Das Bindemittel erhärtet durch Wasseraufnahme, ohne Luftzufuhr.
Für Holz- und Metalluntergründe sind Zementfarben nicht geeignet.
Verglichen mit Kalkfarben sind Zementfarben etwas spröder und können leichter reißen. Sie lassen sich, wie Kalkfarben, nur geringfügig abtönen.

Dispersionsfarben

Dispersionsanstriche gibt es für fast alle Zwecke und alle Untergründe: farbig, farblos, als Anstriche, Lacke, Lasuren und sogar als 'Dispersionsbeizen'. So ist ein als "Wandfarbe" oder "Fassadenfarbe" bezeichnetes Dispersions-Anstrichmittel ebenso gut auf Putzen, Betonen, Kalksandstein- oder Ziegelmauerwerk einzusetzen wie auf festsitzenden Tapeten, Holz oder fachmännisch grundierten Metallen.
Dispersionsfarben , die nur für Innenanstriche geeignet sind, werden fast immer auch ausdrücklich so bezeichnet. Sie bilden mindestens waschbeständige Oberflächen.
Der wesentliche Unterschied zwischen Dispersionsfarben für innen oder außen besteht darin, daß Anstriche für außen viel Bindemittel enthalten (z.B. 20 bis 30 %) und verhältnismäßig wenig andere Feststoffe (Pigmente und Füllstoffe, z.B. 30 bis 50 %), Anstriche für innen aber wenig Bindemittel (nur 8 bis 20 %) und dafür viel andere Feststoffe (50 bis 80 %).

Nach der Abgabe von flüchtigen Stoffen an die Raumluft werden Dispersionsfaben folgendermaßen unterteilt:
* Lösemittelfreie Dispersionsfarben:
    Enthalten als Filmbildehilfsmittel keine Lösemittel;
* Emissionsarme Dispersionsfarben:
    Der Anteil an flüchtigen organischen Verbindungen (VOC) beträgt bis zu 0,05 %;
* Emissionsfreie Dispersionsfarben:
Sind lösemittel- und weichmacherfrei und geben kein Formaldehyd, Restmonomere und Ammoniak ab.

Allen Dispersionsanstrichen sind folgende Merkmale gemeinsam:
* Sie sind wasserverdünnbar;
* Ihre Bindemittel sind nicht wasserlöslich, sondern als relativ große feste Teilchen im Wasser fein verteilt (dispergiert);
* Sie bilden je nach Zusammensetzung und Schichtdicke wasserdampfdurchlässige bis wasserdampfsperrende Filme;
* Sie sind alkalifest und feuchtigkeitsunempfindlich;
* Die Anstriche erhärten durch Verdunsten des Wassers und durch Zusammenfließen und Verkleben der Bindemittelteilchen.

Dispersionsfarben mit natürlichen organischen Bindemitteln (meist Pflanzenharze und -öle) bekommt man in der Regel nur bei den Herstellern von "Naturfarben". Alle anderen enthalten als Bindemittel Kunststoff-Polymere.
Konventionelle Dispersionsfaben können bis zu 0,5 % Biozide als Topfkonservierer enthalten. Vorwiegend kommen Formaldehyd oder Isothiazolone zum Einsatz. Formaldehyd wirkt auf Schleimhäte und Atemwege reizend. Isothiazolone stehen im Verdacht, eine toxische Wirkung auf den menschlichen Organismus auszuüben.
"Natur"-Dispersionsfarben enthalten als fungizide Zusätze Borax, Arven-, Bergamotte-, Rosmarin-, Melissen- oder Pineöl. Manchmal auch wässrige oder alkoholische Auszüge aus solchen oder ähnlichen Pflanzen.

Reinsilikat- und Dispersionssilikatfarben

Diese Farben sind weder wasserlöslich noch wasserverdünnbar. Verdünnt werden dürfen sie nur mit dem Bindemittel Wasserglas (Kalium-/Natriumsilikat) bzw. nach Angaben der Hersteller.
Da Silikatfarben stark alkalisch sind, werden keine Konservierungsmittel benötigt.
Reinsilikatfarben sind immer zweikomponentig und bestehen aus Kaliwasserglas (Fixativ) und einem Farbpulver. Es können aber nur alkalibeständige Pigmente (z.B. Titandioxid, Eisenoxid) verwendet werden.Beide Komponeneten werden erst kurz vor der Verarbeitung gemischt.
Reinsilikatfarben verwendet man vor allem bei der Renovierung historischer Bauten außen und innen.
Dispersionssilikatfarben sind gebrauchsfertige einkomponentige Farben, bei denen dem Wasserglasbindemittel zur besseren Verarbeitbarkeit bis zu 5 % Kunststoffdispersion zugesetzt sind. Dadurch wird die Diffusionsfähigkeit der sonst dampfdurchlässigen Farbe eingeschränkt.Wer sich aus Gründen der Baubiologie für eine Silikatfarbe entscheidet, sollte von solchen Mischungen Abstand nehmen, da hier neben den Kunststoffen auchLösemittel, Konservierer etc. enthalten sein können.
Dispersionssilikatfarben werden oft als besonders robuste, wetter- und chemikalienfeste Fassaden-anstriche eingesetzt.

Reinsilikat- und Dispersionssilikatfarben sind für alle Fassaden, Decken und Wände aus Betonen, Ziegeln, Kalksandstein, Naturstein etc. oder mit mineralischen Putzen sehr gut geeignet. Sie haften allerdings nicht auf Gips und Dispersionsfarben.
Die Anstriche bilden keine Filme, sondern verkieseln mit dem Untergrund. Für diesen Vorgang ist Kohlendioxid aus der Luft, die Anwesenheit von Wasser und im Untergrund Kalklauge oder Quarz nötig.
Die Anstriche trocknen matt auf und gleichen in ihrer optischen Wirkung den Kalkfarben. Sie sind gegen sauren Regen und Industrieabgase weniger empfindlich als Kalk- oder Zementfarben.
Die Anstriche sind wasserdampf- und gasdurchlässig. Meistens werden sie durch hydrophobierende Zusätze (Silikone, Siloxane) vor allzu großer Wasseraufnahme bei feuchter Witterung geschützt. Auf Gasbeton müssen sie immer hydrophobierende Zusätze enthalten.
Auf Zink kann man sie als Korrosionsschutz- und in in Innenräumen auf Holz als Flamm-schutzanstrich verwenden.


Lösemittelhaltige Anstrichmittel

Es gibt sie, wie die Dispersionsanstrichmittel, für alle Untergründe und nahezu alle Zwecke als "Farben", Lacke, Lasuren und Beizen.
Für Verdünnungen des Anstrichs müssen immer Lösemittel(-Gemische) verwendet werden. Lösemittel sind umweltschädlich. Sie tragen zur Ozonbildung in den unteren Atmosphäreschichten und zur Verstärkung des Treibhauseffekts bei.
Es ist heute aber durchaus möglich -von ganz wenigen Spezialfällen einmal abgesehen-, ohne größere Kosten und ohne in den Qualitätsansprüchen zurückzustecken, alle Malerarbeiten mit lösemittelfreien oder nahezu lösemittelfreien Produkten auszuführen.

Für das Arbeiten mit lösemittelhaltigen Anstrichmitteln gilt immer:
* Nicht rauchen;
* keine offene Flamme in der Nähe;
* keine elektrischen Schalter in der Nähe betätigen;
* nur an gut belüfteten Plätzen arbeiten, am besten im Freien;
* möglichst Atemschutzmaske mit Atemfilter gegen Lösemittel tragen;
* Schutzhandschuhe tragen. Manche Lösemittel können durch die Haut aufgenommen werden oder bei Berührung Allergien auslösen.

"Lack" ist nach DIN 55945 ein Sammelbegriff für Anstrichstoffe, die Beschichtungen mit bestimmten Eigenschaften ergeben, also z.B. qualitativ und optisch besonders hochwertige Oberflächenfilme bilden oder gegenüber besonders vielen Chemilkalien beständig sind.

Wasserlacke

Wasserlacke sind besonders feinteilige Dispersionsanstrichmittel, mit denen alle lacktypischen Glanzgrade erreicht werden können. Man bekommt sie für alle Zwecke, für die es auch lösemittelhaltige Lacke gibt. Sie sind wasserverdünnbar.
Selbst Wasserlacke mit dem blauen Umweltzeichen enthalten noch bis zu 10 % Lösemittel bzw. Weichmacher. Dabei handelt es sich um höhere Alkohole (Glykole, Glykolether), aliphatische und aromatische Kohlenwasserstoffe und Weichmacher, die wegen ihrer z.T. geringen Flüchtigkeit besonders lange brauchen, um aus dem Lackfilm zu entweichen.
Um die Wasserlacke während der Lagerung der Gebinde vor mikrobiellem Befall zu schützen, werden Konservierungsmittel (Topfkonservierer) eingesetzt. Bis zu 0,5 % Biozide, Isothiazolinone oder Formaldehyd können hierfür zugesetzt sein.
Wasserlacke auf Kunstharzbasis enthalten zwangsläufig Monomere, die sich beim Trocknen des Anstrichstoffes zusammen mit dem Wasser verflüchtigen. Ebenso enthalten sie zur Salzbildung mit den sauren Gruppen des Harzes flüchtige Amine, die beim Trocknen entweichen.
Die Kunststoffmonomere und die Filmbildehilfsmittel (Lösemittel und Weichmacher) sind im wesentlichen für den Geruch der Farben verantwortlich.
Wasserlacke sind zwar wasserverdünbar, aber sie dürfen dennoch nicht in die Kanalisation gelangen. Farbreste müssen wegen der Lösemittel und Konservierungsstoffe als Sondermüll entsorgt werden.

Öllacke und -farben

Öllacke und -farben enthalten neben dem Öl-Bindemittel meist noch ein Naturharz oder einen Kunststoff. Als Lösemittel dienen u.a. Testbenzin oder natürliche Lösemittel wie Balsamterpentinöl. Harzfreie Öllacke und -farben gibt es nur mit Leinöl als Bindemittel.
Öllacke und -farben trocken nur langsam.

Ölhaltige Lacke mit Kunststoff-Bindemitteln

Hierunter fallen die verschiedenen Alkydharze und Alkydharzkombinationen mit anderen Kunststoffen (Acrylaten, Phenol-, Melamin- und Harnstoffharzen) und die Öl-Naturharzlacke.
Eingesetzt werden sie besonders auf Holz und Metalluntergründen für Grundierungen, Zwischen- und Deckanstriche, Korrosionsschutz und Spezialaufgaben wie z.B. Fenster- und Tür-, Heizkörper- und Bootslackierungen.

Alkydharzlacke sind lösemittelhaltig; der Lösemittelanteil liegt bei 10 bis
50 %.
Alkydharzlacke, die höchstens 15 % Lösemittel enthalten, dürfen mit dem RAL-Umweltzeichen 12a gekennzeichnet werden.
Als Lösemittel wird meist Testbenzin eingesetzt, das aufgrund der darin enthaltenen Aromaten (Toluol, Xylol) besonders problematisch ist. Die Raumluftbelastung durch Lösemittel klingt bei Verwendung von Alkydharzlacken allerdings wesentlich schneller ab als bei Acryllacken, da die Lösemittel der Alkydlacke einen viel niedrigeren Dampfdruck haben als die der Acryllacke.
Alkydlacke haben zwar durch die Verwendung von Leinöl oder Rizinusöl einen im Vergleich zu anderen Kunstharzlacken hohen Anteil an nachwachsenden Rohstoffen, sind aber aufgrund der Herstellung chemische Syntheseprodukte.

Acryllacke sind Lacke auf der Basis von Acrylharzen. Sie werden als Lösungen in organischen Lösemitteln, als wässrige Dispersionen (s.o.) oder als Pulverlacke vielfältig eingesetzt. Wasser-verdünnbare Acryllacke werden bevorzugt zur Lackierung von Heizkörpern verwendet, da sie keine so starke Geruchsbelästigung wie Alkydharze hervorrufen.
Acrylharze lassen sich gut in Wasser verteilen, dadurch kann der Lösemittelanteil teilweise durch Wasser ersetzt werden. Wasserverdünnbare Acryllacke mit weniger als 10 % Lösemittel (schadstoffarmer Lack) können mit dem RAL-Umweltzeichen 12a gekennzeichnet werden. Es dürfen dann noch bis zu 0,5 % Konservierungsmittel und Bleisikkative (Lack-hilfsstoffe) enthalten sein.
Der Gehalt an Restmonomeren (Acrylnitril, Acrylsäure u.a.) kann bis zu 0,01 % betragen.
Schwerflüchtige Substanzen wie Glykolether, tertiäre Amine oder Weichmacher können noch über einen längeren Zeitraum während der Nutzungsphase ausgasen und gesundheitliche Beschwerden hervorrufen.

Dispersionslacke

Dispersionslacke ist der Sammelbegriff für Anstrichstoffe auf der Basis von Bindemitteln, die in Wasser verteil (dispergiert) vorliegen. Als Bindemittel dienen hauptsächlich Styrol-Acrylat-Copolymere (siehe Acryllacke), die als 50 %ige Dispersion zu etwa 10 bis 15 % in Dispersionslacken enthalten sind. Es werden auch Dispersionen mit Polyvinylacetat, Poly-vinylchlorid (PVC) und Alkydharz eingesetzt. Dispersionslacke haben einen Lösemittelgehalt von bis zu 16 %.
Dispersionslacke, die mit dem RAL-Umweltzeichen 12a gekennzeichnet sind, dürfen maximal 10 % Lösemittel und keine Schwermetalle enthalten, Bleisikkative und Konservierungsstoffe (Topfkonservierer) dürfen aber bis 0,5 % enthalten sein. RAL-gekennzeichnete Dispersionslacke enthalten aber keine potentiell erbgutschädigenden Substanzen wie Glykole oder Glykolether.

Nitrozelluloselacke

Nitrozelluloselacke bestehen aus Zellulosenitrat, kombiniert mit anderen Naturharzen und/oder Kunststoffen. Sie haben immer einen hohen Lösemittelanteil ( bis zu 70 %) und der fertig abgebundene Film enthält Weichmacher.
Verwendet werden sie hauptsächlich als Lackierungen für Holz oder Metall.
Die Beschichtungen sind licht- und wasser-, aber nicht immer wetterbeständig.
Zu den Nitrozelluloselacken gehören u.a. Zaponlack (farblos glänzender Schutzüberzug auf Metallen), Nitropolitur (hochglänzender, polierbarer Klarlack auf Möbeln) und Nitromattine (glänzender, nicht polierbarer Klarlack auf wenig beanspruchten Holzflächen).
Bei der Anwendung sind Schutzmaßnahmen erforderlich (s.o.), da es aufgrund hoher Lösemittelkonzentrationen in der Luft zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen (Schwindel, Übelkeit u.a..) kommen kann (ggf. auch Explosionsgefahr). Werden Formaldehydharze verwendet, kann Formaldehyd freigesetzt werden.
Nitrozelluloselacke dürfen nicht ins Abwasser gelangen, da viele Inhaltsstoffe stark wasser-gefährdend sind. Ihre Entsorgung ist wegen des hohen Lösemittelanteils problematisch.

Schellack

Schellack wird aus den harzigen Ausscheidungen der Lackschildlaus gewonnen. Er wird in Spiritus (Ethanol) gelöst und trocknet sehr schnell auf, ist nicht wetterfest und wird durch Lösemittel angegriffen.
Man verwendet ihn zum isolierenden Überstreichen von schadstoffbelastetn Materialien und Flecken auf Innenwänden und Decken.
Schellack ist gesundheitlich unbedenklich.

Polyurethanlacke

Polyurethanlacke gehören zu den Reaktionslacken. Sie finden als 1-Komponenten- (1K-System) und als 2-Komponenetenlack (2K-System) Verwendung. Besonders bekannt sind die Desmodur-Desmophen-Lacke (DD-Lacke; Handelsname der Fa. Bayer AG), bei der die eine Komponente u.a. den Polyolanteil (Stammlack) und die andere die Isocyanate (Härter) enthält.
Die Polyurethanlacke haben hohe Lösemittelgehalte. Um die Trocknungszeit zu verringern, können Polyurethanlacke mit Nitrolacken versetzt sein. Ein Zusatz anderer Bindemittel (Acrylharze, Polyesterharze) ist möglich.
Polyurethanlacke sind besonders hart, abriebfest und beständig gegen Wasser, Öle und Chemikalien. Sie werden daher vielfältig zur Beschichtung von Holz (Möbel, Parkett), Beton, Kunststoffen und Metallen verwendet.
Die in Polyurethanlacken enthaltenen Lösemittel führen bei der Anwendung zu hohen Raumluftkonzentrationen. Neben der Gesundheitsgefährdung für den Anwender führen die Lösemittelemissionen zu einer Belastung der Umwelt. Gerade die guten Verarbeitungs-eigenschaften (dickere und schneller härtende Einzelschichten) bewirken, daß die Lösemittel in solchen Beschichtungen relativ fest eingeschlossen werden und u.U. erst nach Monaten restlos entwichen sind. Bei der Verarbeitung von 2K-Systemen treten zudem noch Belastungen durch Isocyanate auf. Isocyanate reizen schon in sehr geringen Konzentrationen die Schleimhäute und können zu Sensibilisierungen führen.
Gesundheitsgefährdungen können auch von eventuell enthaltenen Aminen (Härter) ausgehen. Bei der Anwendung von Polyurethanlacken sind also umfangreiche Schutzmaßnahmen für den Verarbeitenden erforderlich. Das Umweltbundesamt rät Heimwerkern von der Verwendung von Polyurethanlacken ganz ab.

Polyesterharzlacke

Bei Polyesterharzlacken handelt es sich meistens um 2K-Systeme. Der Stammlack enthält ungesättigte Polyester gelöst in Styrol. Die Härter sind Peroxide.
Styrol wirkt narkotisierend und ist giftig, Peroxide wirken stark ätzend auf Haut und Schleimhäute und neigen außerdem zur Selbstentzündung. Deshalb müssen bei der Verarbeitung Schutzbrille, Atemschutzgerät und Schutzhandschuhe getragen werden.
Die Anstriche sind sehr widerstandsfähig und beständig gegen Wasser, Lösemittel, Chemikalien, Laugen und verdünnte Säuren und lassen sich in sehr hohen Schichten auftragen. Man verwendet sie besonders häufig für sehr strapazierfähige Möbellackierungen.

Epoxyharzlacke

Epoxyharzlacke bestehen ebenfalls aus zwei Komponenten. Der Stmmlack enthält das Epoxyharz, der Härter Polyamine (dann wird der fertige Anstrich besonders lösemittel- und chemikalienbeständig), Polyamide (für hohe Elastizität und Wasserbeständigkeit) oder Poly-isocyanate (für besonders hohe Säurefestigkeit).
Zweikomponentige Epoxyharzlacke verwendet man hauptsächlich für Unterwasseranstriche und als Korrosionsschutz auf besonders stark belasteten Untergründen aus Stahl oder Beton. Die wasserverdünnbaren verwendet man besonders für mechanisch sehr stark belastete Betonböden. Einkomponentige Epoxyharzlacke sind weniger widerstandsfähig.
Die Dämpfe aus den noch nicht abgebundenen Polyamin-Epoxyharzen sind sehr gesund-heitsschädlich, die Polyamine selbst wirken stark ätzend. Eine Belastung durch Monomere (Epichlorhydrin) ist wahrscheinlich. Das als Härter verwendete 4,4-Diaminodiphenylmethan hat sich gemäß MAK-Liste Kategorie 2 als krebserzeugend im Tierversuch erwiesen.

Lasuren

Lasuren sind farblose oder leicht eingefärbte, transparente, dünne Beschichtungen mit geringer Viskosität. Die Strukturen des Untergrunds scheinen durch den Anstrich durch.
Lasierende Anstriche gibt es auf allen Untergründen, hauptsächlich aber auf Holz und Beton. Die behandelten Oberflächen bleiben diffusionsoffen.
Wegen ihrer Dünnflüssigkeit dringen Lasuren tief in den Untergrund ein. Im Außenbereich müssen Lasuren wegen der geringen Schichtdicke regelmäßig erneuert werden.
Lasuren enthalten weniger Bindemittel als Lacke. Als Bindemittel werden Kunstharze (z.B. Acrylharz) oder Naturharze verwendet. Der Lösemittelanteil liegt bei 40 - 50 %; es werden aber auch Lasuren auf Dispersionsbasis angeboten. Produkte mit weniger als 10 % Löse-mittel können mit dem RAL-Umweltzeichen 12a (schadstoffarmer Lack) gekennzeichnet werden.
Problematisch bei Lasuren ist der hohe Lösemittelgehalt, v.a. die im Testbenzin enthaltenen Aromaten Toluol und Xylol.
Lasuren auf Dispersionsbasis enthalten Konservierungsstoffe und Alkali (Ammoniak und Amine).
Weitgehend umweltverträglich sind die Lasuren von Pflanzenchemieherstellern.

Effekt- und Strukturbeschichtungen

Dazu gehören alle lösemittelhaltigen oder wasserverdünnbaren Anstriche, die durch ihre Zusammensetzung, Zuschläge oder Pigmentierung besondere Oberflächeneffekte hervorrufen:
* Metalleffektlacke enthalten als Pigmente meist schuppenförmige Metallstäube aus Aluminium (z.B. für Hammerschlaglack oder Silberbronze), Messing (z.B. für "Anlaufbronzen" oder Goldbronze) oder Kupfer.
* Rauhfasereffektfarben sind (meist waschbeständige) Innen-Dispersionsanstriche, die feine Holzspäne enthalten. Sie werden in der Regel nicht gestrichen, sondern gerollt oder gespritzt und meistens anstelle einer Rauhfasertapete auf Decken verwendet.
* Reißlacke bestehen aus einem sehr fetten Unterlack und einem sehr mageren Decklack, der beim Trocknen aufgrund der Spannungsunterschiede der beiden Schichten reißt. Man verwendet solche Lacke z.B., um Möbeln ein "antikes" Aussehen zu geben.
* Streichputze sind meist streich-, spritz- oder rollbare Dispersionsfarben mit körnigen Füllstoffen (z.B. Quarzsand). Sie ergeben auf Wänden und Decken putzähnliche, wasch- oder scheuerbeständige Oberflächen und sind in allen Farben abtönbar.
* Strukturbeschichtungen oder Wandplastiken sind spachtelartige, pastöse Dispersionen, die in  dicken Schichten aufgetragen und profiliert werden können, so daß z.B. rauh- oder modellierputzartige Oberflächen entstehen. Sie sind mindestens waschbeständig. Man kann sie nach Belieben abtönen oder  überlasieren.

Grundierungen

Unter Grundierung versteht man im allgemeinen ein Anstrichmittel, mit dem der Untergrund behandelt wurde, bevor die erste Schicht des eigentlichen Anstrichs aufgetragen wird.
Grundierungen bereiten den Untergrund für die Beschichtung vor, indem sie ihn verfestigen, die Saugfähigkeit auf der ganzen Fläche auf ein einheitliches Maß herabsetzen und für eine gute Haftung der folgenden Schichten sorgen.
Auf Metallen nennt man den allerersten, haftvermittelnden, nicht filmbildenden Anstrich Primer. Unter 'Grundierung' versteht man dann die erste, filmbildende Schicht des Korro-sionsanstrichs.
Ein Sperrgrund auf Holz sperrt Holzgallen ab, damit sie die folgenden Anstrichschichten nicht zerstören. In der Regel besteht er aus einer besonders bindemittelreichen, ölfreien und lösemittelhaltigen Alkydharz- oder Nitro-Kombination.
Tiefengrund oder Tiefengrundierung nennt man Grundierungen für besonders stark saugende Untergründe wie z.B. Gasbeton oder Gips. Sie müssen besonders tief in die Poren und Kapillaren eindringen können. Tiefengrundierungen sind fast immer lösemittel-haltig.
"Lösemittelfreie" oder wasserverdünnbare Grundierungen sind besonders feinteilige Dispersionen mit relativ geringem Lösemittelanteil.
Fleckenabsperrende Spezialanstriche (meistens Schellack- oder Nitrolacklösungen mit sehr hohem Lösemittelgehalt) werden häufig ebenfalls zu den Grundierungen gezählt.

Die Grundierungen müssen immer zu den darauf folgensden Anstrichen passen:
* Unter Dispersionsanstrichen die mit Wasser verdünnte Dispersionsfarbe; als Tiefengrund eine farblose Dispersion oder eine Lösung der entsprechenden Bindemittel;
* Unter Kalk- und Zementfarbe wird mit Wasser vorgenäßt; als Tiefengrund eine farblose Dispersion oder eine kalkverträgliche Lösung aufgetragen;
* Unter Reinsilikatanstrichen nur das "Fixativ" genannte Bindemittel;
* Unter Dispersionssilikatanstrichen nur die vom Hersteller gelieferte Grundierung;
* Unter Leimfarben die mit Wasser verdünnte Leimlösung; als Tiefengrund eine farblose Dispersion oder eine Lösung der zum Unergrund passenden Bindemittel.
* Unter Öllacken und -farben mit Terpentinöl verdünntes Leinöl bzw. mit dem passenden Verdünner verdünnte Farbe; als Tiefengrund meistens Spezialprodukte;
* Unter Nitrolacken und -farben auf Holz Nitro-Einlassgrund oder Nitro-Schnellschliffgrund.

Imprägnierungen

Von Imprägnierungen spricht man nur bei Holz, mineralischen (Putze, Betone, Kalksandsteine, Natursteine) und keramischen (Ziegel, Klinker...) Untergründen. Sie schützen die Untergründe vor eindringender Feuchtigkeit und deren Folgen.
Imprägnierungen bilden nie Filme und sind fast immer lösemittelhaltig.
Bei Holz versteht man unter Imprägnierung z.B. ein lösemittelreiches, farbloses Alkydharz-Produkt mit fungiziden Zusätzen gegen Bläuepilze. Man kann bei gut deckenden Lackierungen im allgemeinen darauf verzichten.
Imprägnierungen auf mineralischen und keramischen Unergründen sind besonders bei Sichtmauerwerk und bei der Verwendung von Naturstein erforderlich, aber auch auf allen anderen wassergefährdeten Wandflächen. Sie wirken hydrophobierend (wasser-abstoßend). Am häufigsten werden dazu Silikonimprägnierungen und darauf eine Silikatfarbenschicht verwendet. Bei solch einer Beschichtung bleibt die Diffusionsfähigkeit der Wand oder des Sockels nahezu vollständig erhalten, während die Wasseraufnahme durch die Außenfläche sehr stark herabgesetzt oder sogar verhindert wird.
Zur Imprägnierung feuchter Untergründe oder von Bauteilen, die man ohne größeren Aufwand nicht trocken bekommt (z.B. erdberührende Kellerwände), verwendet man Siloxane oder Silane, sehr reaktionsfähige Vorstufen von Silikonharzen.

Farbstoffbeizen

Die Farbstoffbeizen enthalten natürliche oder künstliche organische Farbstoffe, manchmal auch mineralische Pigmente und oft noch Zusatzstoffe, die gleichmäßige Färbung und gutes Eindringen fördern.
Man bekommt sie in der Regel als Pulver, das in heißem Wasser (mit eine wenig Spiritus oder Terpentinöl als Zusatzstoffen) aufgelöst wird. Nach dem Erkalten werden sie aufgetragen.
Neben diesen Wasserbeizen gibt es noch die bereits gebrauchsfertigen Spiritus-, Öl- und Wachsbeizen. Die Ölbeizen sind in Terpentinöl gelöst, die Wachsbeizen gibt es lösemittelhaltig (meistens ebenfalls Terpentinöl) oder als lösemittelfreie oder lösemittelarme Dispersionen.
Bei allen Farbstoffbeizen zeigt sich das endgültige Holzbild sofort: die weicheren und helleren Holzteile ("Frühholz") saugen stärker als die härteren und dunkleren Maserungen ("Spätholz"). Deshalb färbt sich das Frühholz stärker ein als das Spätholz. Es entsteht ein negatives Holzbild.
Die Beizlösung darf nicht mit Metall in Berührung kommen, schon eine kurzzeitige Berührung kann sie zerstören.

Chemische Beizen

Sie reagiern mit den Gerbstoffen im Holz. In der Regel bestehen sie aus zwei Komponenten: der "Vorbeize" und der "Nachbeize". Chemische Beizen, in denen Vor- und Nachbeize in einer Komponente zusammengefaßt sind, nennt man Doppelbeizen.
Die Vorbeizen verstärken zunächst den Gerbstoffgehalt des Holzes. Sie bestehen aus Wasserlösungen von Gerbstoffen oder gerbstoffähnlichen Substanzen. Die Nachbeizen sind alkalische Wasserlösungen, z.B. eine schwache Natronlauge, denen färbende Schwermetallsalze (Eisen-, Mangan-, Nickel-, Chrom-, Kupfersalze) zugesetzt sind.
Das Holzbild entwickelt sich erst nach Ablauf einer gewissen Zeit. Deshalb werden chemische Beizen oft auch als Entwicklerbeizen bezeichnet. Da die Gerbstoffkonzentration im Spätholz höher ist als im Frühholz, wird das Frühholz auch weniger stark gefärbt. Es entwickelt sich ein positives Holzbild.

Quellen:
M.Fritsch: Handbuch gesundes Bauen und Wohnen, dtv 1996
G.Zwiener: Ökologisches Baustoff-Lexikon, C.F.Müller-Verlag 1994
Kur (Hrsg.): Wohngifte, 3.Auflage, Eichborn-Verlag 1993

 

Weitere Informationen:


 

© Schadstoffberatung Tübingen   Dezember 2015