Es besteht ein Zusammenhang zwischen Heizen und Lüften:
Die Luft kann, je nach Temperatur, Wasserdampf aufnehmen oder abgeben. Bei der Abkühlung
kann dies Probleme durch Kondensation (tropfenförmiger Niederschlag von Wasserdampf) mit
anschließender Schimmelbildung ergeben. Andererseits kann die warme, feuchtigkeitshaltige
Luft gut hinausgelüftet werden. Bei der Lüftung in der kalten Jahreszeit werden so
warme, "feuchte" Luftmassen durch kältere, "trockenere" Luft
ausgetauscht. Diese "trockene", kalte Außenluft kann nach der Erwärmung auf
Zimmertemperatur wieder Feuchtigkeit aus dem Raum aufnehmen, die beim nächsten
Lüftungsvorgang wieder ins Freie abtransportiert wird.
Bei der (heute nur noch selten anzutreffenden) Raumheizung mit Einzelöfen
war die Grundregel: Vor dem Heizen lüften. Da der Luftsauerstoff für den
Verbrennungsprozeß unentbehrlich war, wurde auch tagsüber mehrmals gelüftet. Die Kamine
zogen mit den Abgasen auch Raumluft ab, die über Fugen und Spalten in Fenstern und Türen
wieder angesaugt wurde. Auf diese Art war ein regelmäßiger Luftaustausch und auch ein
Abtransport angereicherter Schadstoffe gewährleistet.
Moderne Heizanlagen haben die traditionellen
Lüftungsgewohnheiten verändert. Diese Heizungen sind in der Regel zentral angeordnet.
Auch die erforderliche Verbrennungsluft wird zentral angesaugt. Eine heizungsbedingte
Belüftung der Räume ist damit nicht mehr erforderlich.
Energiesparende, luftdicht schließende Fenster und Türen
haben ebenfalls zur Senkung der Lüftungsraten in Wohnräumen beigetragen. Somit
verbleiben aus Baumaterialien und Einrichtungsgegenständen austretende Schadstoffe wie
z.B. Formaldehyd und Lösemittel länger im Raum und können sich in der Raumluft
anreichern. Zahlreiche gesundheitliche Beschwerden sind heute auf eine solche
Raumluftbelastung zurückzuführen.
Es wäre aber falsch, moderne Energiesparmaßnahmen wegen der genannten
Effekte ab-zulehnen. Im Gegenteil: eine stetige Weiterentwicklung energiesparender
Konstruktionen und Verhaltensweisen ist unumgänglich. Deshalb muß auf die moderne
Ausstattung der Wohnräume mit geänderten Lüftungsgewohnheiten reagiert werden.
Die Grundregel hierfür lautet: oft - kurz - kräftig. Das heißt: drei- bis
viermal täglich für fünf bis fünfzehn Minuten Querlüftung oder Durchzug. Eine solche
Lüftung wird auch "Stoßbelüftung" genannt.
Die Fenster aus Gründen der Energieeinsparung geschlosen zu halten
oder nur teilweise zu öffnen (z.B. Kipplüftung), wäre eine verfehlte Reaktion auf
falsch verstandenes Energiesparen. Gerade bei gekippten Fenstern kühlt die Fensternische
besonders stark aus und begünstigt die Kondensation der feuchten Raumluft und damit die
Schimmelbildung.
In Gebäuden mit Zentralheizungsanlagen sind in der Regel die Heizkörper
unter Fenstern montiert. Dabei sollte folgendes beachtet werden:
Fensterbretter, die den Heizkörper abdecken, behindern eine
ausreichende Wärmeversorgung der Fensterbereiche. Sie sollten gekürzt oder mit
Luftschlitzen versehen werden, die den Wärmestrom in den Fensterbereich ermöglichen.
Heizkörperverkleidungen behindern in jedem Fall die Wärmeabgabe eines
Heizkörpers und sollten deshalb entfernt werden. Soll eine Heizkörperverkleidung aber
erhalten bleiben, kann durch Öffnung der oberen Abdeckung ein Wärmestau verhindert und
der Fensterbereich durch den Wärmestrom erwärmt werden.
Moderne Heizanlagen sind mit einer Regelung zur Absenkung der
Raumtemperatur bei Abwesenheit oder während der Nacht ausgestattet. Das ist aus
Gründen der Energieeinsparung sehr sinnvoll. Zeitlich begrenzte Temperaturabsenkungen
innerhalb einer Wohnung sollten allerdings eine Differenz von vier Grad Celsius nicht
übersteigen.
Ein durchschnittlicher Heizenergiebedarf läßt sich nicht
allgemein gültig festlegen. Die notwendige Wärmemenge ist abhängig von der
Beschaffenheit der Außenwände, dem Zustand und der Konstruktionsart der Fenster, der
Größe und der Lage des Raumes und dem Nutzerverhalten. Die Kosten eines unabhängigen
Heizungsfachmannes oder Bauphysikers für eine exakte Wärmebedarfsermittlung sollten
nicht gescheut werden. Eine Investition, die sich beim Anschaffungspreis einer Heizanlage
und den Brennstoffkosten auszahlt.
Der Griff zur Elektroheizung, z.B. für nicht beheizbare Räume,
läßt die Stromrechnug in die Höhe schnellen.
Heizlüfter sind für eine Dauerheizung die denkbar
ungünstigste Lösung. Die erwärmte Luft aus dem Gebläse kann zwar vorübergehend
Wasserdampf aufnehmen, wird aber an den kaltbleibenden Wänden sehr schnell wieder
abgekühlt und die eben aufgenommene Feuchtigkeit kondensiert sofort.
Die Verwendung elektrisch betriebener, transportabler Ölradiatoren,
mit einem Thermostat zur Regelung der Raumtemperatur und damit des Energieverbrauchs, ist
dagegen das kleinere Übel.
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