Klebstoffe sind Werkstoffe, die verschiedene Teile
aufgrund der physikalisch-chemischen Prinzipien der Adhäsion und Kohäsion verbinden. Man
unterteilt sie in Reaktions- und Lösemittelkleber. Bei den Reaktionsklebern wird die
Klebewirkung durch die chemische Reaktion von unterschiedlichen Komponenten erreicht. Bei
den Lösemittelklebern kommt es zur Aushärtung, also zum Klebeeffekt durch das Verdunsten
der Lösemittelzusätze (Kontaktkleber, Dispersionskleber, Schmelzkleber, Haftkleber,
Holzleime, Leime, Kleister).
Stark lösemittelhaltige Kleber:
Stark lösemittelhaltige Kunstharzkleber enthalten
Lösemittelanteile von bis zu 85 % und werden in der Regel nur noch für Spezialbereiche
beim Hausbau wie z.B. für die Verklebung von Kunststeinmaterialien und Sockelleisten
verwendet. In diesen Synthesekautschukprodukten ist hauptsächlich Polychlorbutadien
(Neoprene) enthalten, aber auch Formaldehyd, Isocyanate und die gesamte Palette der
bereits oben aufgeführten Lösemittel.
Lösemittelhaltige Kleber:
Kunstharzkleber: Bei diesen Klebern
beträgt der Lösemittelanteil im Durchschnitt ca. 20 %und besteht fast ausschließlich aus
umweltbelastenden Substanzen.
Als Bindemittel für Kunstharzkleber werden häufig Epoxid-, Phenol-,
Harnstoff- und Melaminharze sowie Polyvinylacetat verwendet. Eine große Palette von
Hilfsstoffen wie z.B. Abbindeverzögerer, Lichtschutzmittel, Entschäumungsmittel,
Alterungsschutzmittel, Verdickungsmittel, Härter, Konservierungsstoffe, Füllstoffe und
Weichmacher kommen hinzu.
Bei Naturharzklebern wird vorwiegend Balsamterpentinöl als
Lösemittel verwendet.
Die Bestandteile des Balsamterpentinöls, die sog. Terpene sind z.T.
sensibilisierend und ekzemauslösend.
Die Bindemittel werden aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen, wie z.B.
Kolophonium, Dammar, Gummiarabicum, Naturkautschuk, Naturlatex, Kopal oder Tragant.
Während der Verarbeitung und in der Trocknungsphase belasten auch
diese 'natürlichen' Lösemittel Schleimhäute, Atemwege und Nervensystem, für eine
ausreichende Lüftung ist deshalb in dieser Zeit zu sorgen.
Lösemittelarme Klebstoffe:
Hierbei handelt es sich hauptsächlich um Dispersionskleber, die heute
bevorzugt für das Aufbringen von Bodenbelägen benutzt werden. Der Lösemittelanteil
beträgt maximal 5 %. Bei den Kunststoffdispersionsklebern werden in Wasser fein
verteilte (dispergierte) Kunststoffe gemischt, wie z.B. Synthetikkautschuk,
Acrylsäureesther, Polyvinylacetat und Methylmethacrylat.
Bei Naturharz-Dispersionsklebern werden hauptsächlich
Naturkautschuk und Kolophonium verwendet, die im Gegensatz zu den Kunstharzen
umweltfreundlich und ungefährlich für den menschlichen Organismus sind (Ausnahme: bei
sensiblen oder besonders empfindlichen Personen sind allergische Reaktionen möglich).
Lösemittelfreie Klebstoffe:
Hierbei handelt es sich vor allem um Klebstoffnetze, -folien oder
-bänder, die vorwiegend für Teppichverlegearbeiten verwendet werden.
Verschiedene Innenausbaumaterialien sind mit lösemittelfreien
Harzklebstoffen beschichtet, wie z.B. Keramik-, Teppich-, Kork-, PVC- oder
Linoleumfliesen. Die Kleber bestehen hierbei überwiegend aus Synthesekautschuk
(Styrol-Butadien-Kautschuk), Kunstharzen oder Polyurethanen. Bei diesen chemischen
Produkten sind toxische Emissionen möglich (z.B. Isocyanate aus Polyurethanen).
Reaktionsklebstoffe:
Reaktionskleber sind in der Regel lösemittelfrei und härten durch
chemische Reaktionen an der Luft aus. Bei diesen, häufig unter dem Namen Epoxidharzkleber
erhältlichen, Klebstoffen werden Härter, verschiedene Additive und Weichmacher
eingesetzt. Am gebräuchlichsten sind Zwei-Komponenten-Systeme und Sekundenkleber, die bei
der Vermischung, je nach chemischer Zusammensetzung, sekundenschnell oder auch über
Stunden hinweg durch chemische Reaktionen erhärten. Auch die Polyurethanklebstoffe
zählen zu den Reaktionsklebern. Besonders bei den Zwei-Komponenten-Klebern ist eine
Gesundheitsgefährdung durch freiwerdende Isocyanate gegeben.
Leime:
Leime sind dünnflüssige und meist wasserlösliche Klebstoffe.
Kunstharzleime bestehen meistens aus Harnstoff-Formaldehyd,
Phenol-Formaldehyd oder Melamin-Formaldehyd. Diese synthetisch hergestellten
Kunstharzleime sind grundsätzlich toxisch, ihre gesundheitsgefährdene Wirkung hängt von
der Menge der verwendeten Binde- und Lösemittel ab.
Bei Naturharzleimen werden tierische (Knochen, Leder, Haut) oder
pflanzliche (Mais-, Weizen-, Roggen-, Kartoffelstärke) Rohstoffe verwendet.
Für Tapetenkleister werden von Naturchemiefirmen Zellulose- und
Kaseinleime angeboten, die keine Konservierungsstoffe enthalten. Methylzellulose- und
Zelluloseglycolatleime aus der synthetischen Herstellung enthalten Konservierungsstoffe
und können dadurch Schadstoffe abgeben, die allerdings nur eine geringe
Gesundheitsgefährdung darstellen.
Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit
Die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit der verschiedenen
Klebstoffe hängt vor allem von den verwendeten Grundstoffen und Lösemitteln ab. Ein
wichtiger Aspekt ist die Abgabe flüchtiger organischer Substanzen (VOC) während der
Verarbeitung und des Abbindens. Die Raumluftkonzentrationen bei der Verarbeitung und
danach können hohe Werte erreichen, insbesondere bei großflächigem Einsatz wie dem
Verkleben von Bodenbelägen. Bei den Reaktionsklebern werden hochreaktive
Monomere/Oligomere freigesetzt. Eine Aufnahme über die Atemwege oder die Haut ist
möglich. Die Dispersionsklebstoffe stellen eine weitaus ungefährlichere
Alternative dar, da sie lösemittelarm und weitgehend frei von Restmonomeren sind. Für
praktisch alle Anwendungsbereiche stehen lösemittelarme bzw. -freie Dispersionskleber zur
Verfügung.
Phthalsäureester werden in Lösemittel- und Dispersionsklebern für
Bodenbeläge als Weichmacher in großen Mengen eingesetzt. Es gibt
verschiedene Phthalate mit unterschiedlichen gesundheitsschädlichen
Wirkungen - einige wirken beispielsweise auf das Hormonsystem, andere auf
die Leber. Für die verschiedenen Phthalate gibt es unterschiedliche
Grenzwerte, um die Gesundheit der Verbraucherinnen und Verbraucher zu
schützen. In manchen Produkten wie in Spielzeug, Babyartikeln, Kosmetika
oder Lebensmittelverpackungen ist der Einsatz einiger Phthalate verboten.
Da
Weichmacher sehr schwerflüchtig sind und der verklebte Belag eine zusätzliche Barriere
darstellt, treten mögliche gesundheitliche Wirkungen erst mittel- und langfristig (nach
Monaten und Jahren) auf.
Bei allen Klebstoffen sollte auf ausreichende Lüftung in den Räumen
geachtet werden. Auch bei der Anwendung von großflächig aufzutragenden Naturklebern
können bei unzureichender Lüftung bei sensiblen und besonders empfindlichen Menschen
vereinzelt Allergien auftreten können.
Quellen:
M.Fritsch: Handbuch gesundes Bauen und Wohnen, dtv 1996
G.Zwiener: Ökologisches Baustoff-Lexikon, C.F.Müller-Verlag 1994
G.Haefele et al.(Hrsg): Baustoffe und Ökologie, Wasmuth 1996
Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR)
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