Schadstoffberatung Tübingen

Parkett

Bodenbeläge aus Holz sind mit ihrer glatten Oberfläche pflegeleicht, strapazierfähig und altersbeständig. Naturbelassene Holzböden wirken antistatisch. Ist die Oberfläche natürlich behandelt (gewachst oder geölt), hat ein Holzboden die Eigenschaft, Feuchtigkeit der Raumluft aufzunehmen und zu puffern, d.h. bei zu trockener Raumluft wird die Feuchtigkeit aus dem Holz langsam wieder abgegeben. Einheimische Nadelhölzer haben zusätzlich starke keimtötende Eigenschaften und sollten deshalb bevorzugt verwendet werden.


Fertigparkett

Fertigparkett ist schon geschliffen und versiegelt und muß nur noch auf einen glatten Unterboden aufgebracht werden, ohne daß eine Nachbehandlung notwendig ist. Der Voll-holzanteil bei fast allen Fertigparkettarten ist sehr gering. Meistens wird eine dünne Hartholzschicht auf eine Trägerschicht, die aus Span- oder Tischlerplatte besteht, aufge-klebt. Die Hartholznutzschicht ist oft so dünn, daß beim Nachschleifen von durchgedrückten oder beschädigten Oberflächen die Trägerschicht sichtbar wird.

Durch die großflächige Anwendung von Spanplatten können erhebliche Schadstoff-emissionen durch Formaldehyd in die Raumluft entstehen. Lösemittel können zudem in Klebern und Lacken enthalten sein, auch Biozide können in die Raumluft gelangen.

Der Vorteil von Fertigparkett ist, daß es sich aufgrund seiner vielfachen Verleimung von unterschiedlichen Holzarten auch bei hohen Feuchtigkeitsschwankungen nicht verzieht.

Es gibt auch Fertigparkette aus Massivholz, die wahlweise eine unbehandelte oder versiegelte Oberfläche haben.

Bei einer werkseitigen Oberflächenbehandlung ist eine Schadstoffemission (v.a. Formaldehyd) aufgrund der eingesetzten Lacke möglich.

Fertigparkett kann sowohl schwimmend verlegt als auch flächig verklebt werden. Schwimmende Verlegung bedeutet, daß die einzelnen Parkettteile (Riemen oder Dielen) nur in der Nut miteinander verklebt werden, d.h. es findet keine großflächige Verklebung auf dem Untergrund statt. Schwimmende Verlegung hat den Vorteil, daß eine Lösemittel-belastung durch den Kleber fast vollständig entfällt und außerdem ein Austausch des Bodenbelags problemlos möglich ist.


Klebeparkett

Für ein massives Stab- oder Klebeparkett können Harthölzer wie Eiche, Esche oder Buche, aber auch weichere einheimische Nadelhölzer wie Kiefer und Lärche verwendet werden.

Verlegung:

Der Estrich wird vollflächig mit Rauhspundbrettern, am besten Fichtenholz, verschraubt. Auf die unbehandelten Rauhspundbretter werden die einzelnen Stäbe oder die Mosaikplatten genagelt. Stäbe und Mosaikplatten sind an den Stirnseiten mit Nut- und Federprofilen versehen, so dass sie beim Verlegen fugenlos eng aneinandergepresst werden. Die Befestigung sollte nur durch Nägel oder Schrauben erfolgen, die schräg durch die seitlichen Brettfedern eingeschlagen werden.

Kleber:

Die Verlegung von Parkett im Klebebett sollte wegen hoher Lösemittelbelastungen vermieden werden. Ein Vernageln des Parketts ist vorzuziehen (s.o.). Insbesondere bei den Lösemittelklebstoffen wird eine hohe Menge an Lösemitteln freigesetzt. Auch  Dispersionsklebstoffe sind nicht frei von gesundheitsschädlichen Substanzen (Lösemittel, Konservierungsstoffe).

Von Pflanzenchemieherstellern werden Parkettkleber auf Naturbasis angeboten.


Oberflächenbehandlung:

Grundsätzlich muß zwischen einer Versiegelung und einer Imprägnierung unterschieden werden.

Versiegelung

Die Versiegelung erfolgt mit Reaktionslacken wie DD (Desmodur-Desmophen)- Lacken oder SH- (Säurehärtenden) Lacken. Bei der Verwendung von SH-Lacken  ist mit einer Raumluftbelastung durch Formaldehyd zu rechnen. Beim Einsatz von DD-Lacken ist zumindest bei der Verarbeitung eine Belastung mit Isocyanaten nicht auszuschließen (s.u.).

Alternativ könnten hier unter Umständen Versiegelungen auf der Basis von Acryllacken auf Dispersionsbasis verwendet werden (s.u.).

Grundsätzlich wird durch eine Parkettversiegelung zwar ein dauerhafter Schutz erreicht, es erfolgt aber zwangsläufig eine bauökologisch abzulehnende Versiegelung des Holzes.

Acryllacke sind Lacke auf der Basis von Acrylharzen. Sie werden als Lösungen in organischen Lösemitteln, als wässrige Dispersionen oder als Pulverlacke vielfältig einge-setzt, z.B. für Außen- und Innenanstriche oder zur Lackierung von Metallen und Holz.

Acrylharze lassen sich gut in Wasser verteilen, dadurch kann der Lösemittelanteil teilweise durch Wasser ersetzt werden (Dispersionslacke). Wasserverdünnbare Acryllacke mit weniger als 10 % Lösemitteln können mit dem RAL-Umweltzeichen (schadstoffarmer Lack) gekennzeichnet werden. Es dürfen dann noch höchstens 5 % Konservierungsstoffe und Lackhilfsstoffe (Bleisikkative) enthalten sein.

Acryllacke enthalten noch erhebliche Mengen Lösemittel, die während der Trocknung in die Umwelt gelangen. Es handelt sich  hierbei teilweise auch um schwerflüchtige Substanzen, die über längere Zeit während der Nutzungsphase ausgasen.

Polyurethanlacke sind Anstrichstoffe auf der Basis von Polyurethanen und gehören zu den Reaktionslacken. Sie finden als 1-Komonenten- und als 2-Komponentenlack Verwendung und härten durch eine Reaktion mit Luft, Licht oder einer Reaktion zwischen den beiden Komponenten aus.

Besonders bekannt sind die Desmodur-Desmophen Lacke (DD-Lacke).

Die Polyurethan-Lackrohstoffe enthalten ca. 0,5 % monomeres Isocyanat und haben zudem hohe Lösemittelgehalte. Um die Trocknungszeiten zu verringern, können Polyurethanlacke mit Nitrolacken versetzt sein.

Polyurethanlacke sind besonders hart, abriebfest und beständig gegen Wasser, Öle und Chemikalien.

In Polyurethanlacken enthaltene Lösemittel führen bei der Anwendung zu hohen Raumluft-konzentrationen. Neben der Gesundheitsgefährdung für den Anwender führen die Löse-mittelemissionen zu einer Belastung der Umwelt. Gerade die guten Verarbeitungseigen-schaften (dickere und schneller härtende Einzelschichten) bewirken, daß die Lösemittel in solchen Beschichtungen relativ fest eingeschlossen werden und u.U. erst nach Monaten restlos entwichen sind.

Bei der Verarbeitung von 2-Komponenten-Systemen treten zudem Belastungen durch Isocyanate auf. Isocyanate reizen schon in sehr geringen Konzentrationen die Schleim-häute und können zu Sensibilisierungen führen.

Gesundheitsgefährdungen können auch von eventuell enthaltenen Aminen (im Härter) ausgehen.

Imprägnierung

Imprägnierungen mit Wachsen oder Ölen bieten nicht den gleichen strapazierfähigen und haltbaren Schutz des Parketts, zeichnen sich aber durch eine geringere gesundheitliche Belastung der Verarbeiter und Bewohner aus. Gewachste oder geölte Materialien verbessern durch ihre Pufferwirkung das Raumklima und besitzen antistatische Eigenschaften.

Der Einsatz von Holzschutzmitteln/ Bioziden für Parkettversiegelungen oder Imprägnierungen ist überflüssig und sollte in jedem Fall vermieden werden.


Hinweise und Tipps

Fertigparkett hat gegenüber traditionell verlegtem Parkett den Vorteil, daß es mit wesentlich weniger Aufwand und Dreck in die Wohnung kommt. Außerdem kann es sehr viel schneller genutzt werden. Wenn ein Parkettleger es verlegt, ist es nicht unbedingt billiger als traditionelles Parkett, da die fertigen Elemente teurer sind als die üblichen Stäbe.

Viele Parkett-Hersteller bieten ihre Produkte auch ohne Oberflächenbehandlung an. Sie können sie selbst behandeln oder von einem Parkettleger behandeln lassen.

Mehrschichtiges Parkett arbeitet nicht, weil die Schichten so zueinander verklebt sind, daß sie Spannungen ausgleichen. Massives Parkett dagegen arbeitet und muß genagelt oder (meist) vollflächig verklebt werden. Das gilt vor allem für Parkett, das dünner als 13 Millimeter ist, weil es aufgrund seiner Leichtigkeit federt. Daher ist die Wahl des Klebers von entscheidender Bedeutung. Nicht nur, daß er ausreichend kräftig sein muß. Viele enthalten Formaldehyd oder einen großen Anteil Lösemittel. Es gibt aber formaldehyd- oder lösemittelfreie Dispersionskleber, nach denen Sie zum Beispiel bei Parkettlegern fragen können.

Nach einigen Jahren muß unter Umständen bei Parkett die Oberfläche neu behandelt werden. Dazu wird die oberste Schicht abgeschliffen. Deswegen hält mehrschichtiges Parkett mit einer dicken Nutzschicht länger als Parkett mit einer Nutzschicht von schlimmstenfalls nur 0,4 Millimeter. Faustregel: Ein dickeres Parkett hat auch eine dickere Nutzschicht. Nach Herstellerangaben läßt sich ein Parkett mit einer 4 Millimeter starken obersten Lage zwei- bis dreimal abschleifen, was für 50 bis 70 Jahre reicht. Massives Parkett kann wesentlich länger halten.

Der Preis hängt stark von der Dicke des Fertigparketts und damit auch von der Dicke der Nutzschicht ab. Außerdem sind die Preise in den vergangenen Jahren stark gefallen und werden letztendlich von den einzelnen Händlern festgesetzt.

Parkett wird üblicherweise in drei Sortierungen angeboten. "Natur" zeigt am wenigsten Farbunterschiede, Äste und Unregelmäßigkeiten, es folgen "gestreift" und "rustikal". Damit sind nur Aussehen und optische Wirkung gemeint, über die Qualität des Parketts sagen diese Sortierungen nichts. Sie sind für Eiche genormt, werden aber bei anderen Holzarten oft ähnlich benutzt.

Parkett kann man fast auf jedem ebenen Grund verlegen, auch auf Fußbodenheizungen. Meist empfiehlt sich ein Unterboden, zum Beispiel aus zement- oder magnesitgebundenen Spanplatten oder speziellen Gipsfaserplatten, sogenannten Trockenestrichelementen. Estrich muß sehr gründlich trocknen. Parkett auf feuchtem Estrich wirft Wellen. Liegt kein Keller unter dem Fußboden, braucht es unter Umständen eine Abdichtung gegen Feuchtigkeit und Nässe. Auf Teppichboden verlegt, kann das Parkett rutschen.

Gewachstes oder geöltes Parkett trägt zur Regulierung der Raumluft bei. Es läßt sich relativ einfach reparieren, stellenweise abschleifen und mit Wachs oder Öl nach-behandeln. Allerdings muß es sorgfältig gepflegt und regelmäßig nachgewachst werden. Man kann es mit Wasser und Schmierseife wischen. Dabei darf aber kein Wasser stehenbleiben, sonst entstehen schwarze Flecken. Vorsicht also mit Blumenkübeln.

Laminate sind kein Ersatz für massives Parkett. Obwohl als "unverwüstlich" hingestellt, sind sie durchaus empfindlich gegen scharfkantige Partikel wie Steine oder Sand. Abschleifen und neu behandeln lassen sie sich nicht (siehe auch Laminat).

Quellen:
M.Fritsch: Handbuch gesundes Bauen und Wohnen, dtv 1996
G.Zwiener: Ökologisches Baustoff-Lexikon, C.F.Müller-Verlag 1994
ÖKO-Test Sonderheft Bauen, Wohnen, Renovieren '96,

 

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© Schadstoffberatung Tübingen   Dezember 2015