Putze:
Putze sind in der Regel Mischungen aus
Kalk, Gips, Zement, Sand und Kunststoff. Im Innenbereich gleichen sie hauptsächlich
Unebenheiten aus, damit tapeziert oder gestrichen werden kann.
Ausschlaggebend für das Wohnklima ist die
Zusammensetzung der Putze. Putzmaterialien aus Gips oder Kalk sind offenporig, diffusions-
und sorptionsfähig. Durch Kunststoffzusätze wird diese 'Atmungsfähigkeit'
eingeschränkt. Sie wirken dann dampfsperrend, so dass kaum Luftfeuchtigkeit aufgenommen
wird und gepuffert werden kann.
Der richtige Putz für ein für ein
gesundes und giftfreies Haus muss also wasserdampf-durchlässig und ohne dampfbremsende
Eigenschaften sein, so dass die Innenraumluft reguliert wird. Ein reiner Kalkputz, auf dem
eine schadstofffreie Rauhfasertapete geklebt wird, ist hierfür am besten geeignet.
Tapeten:
Tapeten gehören zu den wichtigsten Materialien für den Innenbereich. In den meisten Wohnungen
und Häusern bedecken sie große Wand- (und oft auch Decken-)flächen. Das Raumklima
hängt in hohem Maße von Material, Struktur und Farbbeschichtung der Tapeten ab. Bei der
Auswahl von Tapeten hat man daher viele Möglichkeiten, positiv auf das Raumklima
einzuwirken. Ein natürlicher Wandbelag muss in der Lage sein, durch seine Offenporigkeit
überhöhte Luftfeuchtigkeit aufzunehmen und diese zum Putzuntergrund durchzulassen. Die
Feuchtigkeit wird auf diese Weise gespeichert und anschließend, wenn die Luftfeuchtigkeit
im Raum abnimmt, wieder nach innen abgegeben (natürliche Feuchtigkeitsregulierung). Haben
Tapeten praktisch luftdichte Oberflächen, kann die Diffusion völlig verhindert werden.
Die anfallende Luftfeuchtigkeit schlägt sich in diesem Fall an der Oberfläche nieder,
und zwar v.a. an den kältesten Stellen der Wandoberflächen. Diese Feuchtigkeit kann
ganze Wandflächen durchfeuchten und so ein idealer Nährboden für Schimmel und Bakterien
sein.
Papiertapeten:
Papiertapeten können aus ein oder zwei
Papierschichten bestehen, denen zur Erhöhung der Nassreißfestigkeit Substanzen zugesetzt
sind, die Formaldehyd enthalten können.
Papiertapeten, die mit einem
Altpapieranteil von mindestens 60 % hergestellt sind, können mit dem RAL-Umweltzeichen 35
("Blauer Engel") gekennzeichnet sein.
Die Tapetenoberfläche kann unbedruckt
oder mit Farbe auf Kunststoffdispersionsbasis bedruckt sein. Papiertapeten können auch
mit einer Kunststoffbeschichtung ausgerüstet sein, was zu einer Beeinträchtigung der
Wasserdampfdiffusionsfähigkeit der Wand und damit zu einer Verschlechterung des
Raumklimas führen kann.
Grundsätzlich haben unbedruckte,
einschichtige Papiertapeten ohne Kunststoffbeschichtung die geringsten schädlichen
Emissionen.
Gebrauchte und gestrichene Papiertapeten
dürfen nicht als Altpapier entsorgt werden. sie gehören in den Restmüll.
Rauhfasertapeten:
Rauhfasertapeten werden durch Einarbeiten
von Holzfasern und -spänen zwischen zwei Papierschichten strukturiert. Sie enthalten in
der Regel 50 % Altpapier und oftmals Kunstharze, um die Nassreißfestigkeit zu verbessern.
Es werden allerdings auch Einschicht- Rauhfasertapeten mit Kolophonium als Bindemittel
(ohne synthetische Harze) angeboten. Rauhfasertapeten mit einem Altpapieranteil von
mindestens 80 % können mit dem RAL-Umweltzeichen 35 ("Blauer Engel")
gekennzeichnet werden. Rauhfasertapeten sind teilweise bereits vorgestrichen, so dass ein
einziger deckender Anstrich genügt. Als Anstrichfarben sollten
Naturharz-Dispersionfarben, Leim-, Kasein-, Leinöl- oder Silikatfarben verwendet werden.
Sie sollten frei von toxischen Löse- oder Zusatzmitteln sein. Generell gilt: Je öfter
die Oberfläche gestrichen wird, desto mehr wird die Wasserdampfdiffusionsfähigkeit der
Wand eingeschränkt.
Aus ökologischer Sicht sind einschichtige
Rauhfasertapeten, die frei von Kunstharzen sind, am umwelt- und
gesundheitsverträglichsten.
Gestrichene Rauhfasertapeten dürfen nicht
als Altpapier entsorgt werden.
Papiertapeten und Rauhfasertapeten
sollten mit einem Methylzelluloseleim ohne chemische Zusätze verklebt werden
Vliestapeten
Eine schadstoffarme Alternative zu Papier- und
Raufasertapeten sind Vliestapeten. Sie werden aus Zellstoff- und
Textilfasern hergestellt und sind sowohl in glatten wie auch in geprägten
Designs erhältlich. Vliestapeten lassen sich leicht verarbeiten, sind
wasserdampfdurchlässig und enthalten kein Formaldehyd. Einige Produkte sind
sogar frei von PVC und Weichmachern und nur in geringen Mengen oder gar
nicht mit zinnorganischen oder flüchtigen organischen Verbindungen belastet.
Glasfasertapeten
Glasfasertapeten sind zwar wasserfest, hygienisch, langlebig und leicht
zu überstreichen. Fürs Verkleben der Fasern auf dem Trägermaterial
werden jedoch Kunstharze eingesetzt, die die Raumluft negativ
beeinflussen können.
Naturtapeten:
Unter dem Oberbegriff Naturtapeten sind
Kork-, Holz-, Gras- und andere Naturfasertapeten zusam-mengefasst. Die Naturmaterialien
werden auf ein Trägermaterial aus Papier aufgeklebt.
Man sollte beim Kauf darauf achten, dass
die Naturfasern aus naturbelassenen Materialien bestehen und nicht mit toxischen
Fungiziden behandelt wurden. Bei Korktapeten ist darauf zu achten, dass der Kork nicht mit
Kunstharzen gebunden ist, sondern als Backkork mit seinen eigenen Harzen verklebt wurde.
Für das Verkleben von Holztapeten,
die aus Naturholz bestehen sollten (und nicht, wie im Handel oft angeboten, aus
PVC-Weichfolien), empfiehlt sich Methylzelluloseleim ohne chemische Zusätze.
Unbehandelte Grastapeten können bei
Allergikern Heuschnupfen auslösen.
In Schlafzimmern sollte man Tapeten mit
möglichst glatter Oberfläche verwenden, damit die Staubansammlung an der Wandoberfläche
auf ein Minimum reduziert wird.
Textiltapeten:
Textiltapeten bestehen aus auf
Tapetenpapier aufgeklebten (kaschierten) Natur- oder Synthesefasern. Als Synthesefaser
wird hauptsächlich Polyacrylnitril verwendet. Bei den Naturfasern handelt es sich um
Wolle, Seide, Sisal, Baumwolle, Leinen oder Jute. Um eine höhere Reißfestigkeit zu
erreichen, werden bei einigen Produkten Urethanharze eingesetzt. Bei diesen Tapeten
besteht die Gefahr, dass Isocyanate in die Raumluft abgespalten werden. Wollfasern können
mit Formaldehyd als Faserschutz versehen sein, z.T. werden die Textilien auch mit
Fungiziden behandelt.
Für Allergiker sind Textiltapeten nicht
geeignet, da sich in der rauhen Oberfläche über-durchschnittlich viel Staub ansammelt.
Flüssigtapeten/Faserputze:
Seit einigen Jahren wird für
"Öko-Flüssigtapeten" geworben. Solche Wandbeläge sollen hohen wohnlichen und
baubiologischen Anforderungen entsprechen. Dazu müssen sie die Raumfeuchtigkeit
regulieren können, luftdurchlässig und schadstofffrei sein. Unbehandelte
Naturmaterialien machen das möglich: Fasern aus Baumwolle, Flachs, Jute und Zellstoff
sind die Hauptbestandteile solcher Flüssigtapeten. Naturharze und Zellulose dienen als
Bindemittel und halten die Mischung an der Wand zusammen.
Flüssigtapeten werden meist als Pulver
angeboten und müssen mit Wasser angerührt werden. Einige Firmen liefern aber auch schon
die fertige Paste, die auf die verputzte Wand aufgetragen wird. Kleine Macken, wie sie
nach einiger Zeit häufig in Tapeten zu finden sind, lassen sich bei der flüssigen
Variante leicht ausbessern. Auch einem Recycling steht nichts im Wege: Die Tapete läßt
sich mit Wasser leicht von der Wand entfernen und mit zugesetztem Kleister in der neuen
Wohnung wieder aufbringen.
Schaum- oder Vinyltapeten:
Vinyltapeten sind Kunststofftapeten aus
Polyvinylchlorid- (PVC) oder Polyurethan- (PU) Weichschäumen. Als Trägermaterial werden
Tapetenpapier oder textile Gewebe verwendet. Vinyltapeten besitzen schlechte
elektrostatische Eigenschaften (Staubfänger), sind nicht diffusionsoffen und verhindern
die Wärmespeicherung der Wand.
Laut Herstellerempfehlung sollen
Vinyltapeten mit einem fungizidhaltigen (pilztötenden) Kleister geklebt werden.
Aus den stark weichmacherhaltigen
Kunststoffbeschichtungen können über einen längeren Zeitraum Weichmacher und
Flammschutzmittel freigesetzt werden. Bei eingefärbten Vinyltapeten wurden
Lösemittelbestandteile der Farben nachgewiesen.
Im Brandfall entstehen bei Vinyltapeten
aus Polyvinylchlorid (PVC) stark ätzende Gase (Salzsäure) sowie Dioxine und Furane.
Vinyltapeten sind wegen ihrer
umweltfeindlichen Produktlebenslinie und dem negativen Einfluß auf das Raumklima sehr
problematisch. Sie müssen getrennt vom Hausmüll entsorgt werden.
Quellen:
M.Fritsch: Handbuch gesundes Bauen und Wohnen, dtv 1996
G.Zwiener: Ökologisches Baustoff-Lexikon, C.F.Müller-Verlag 1994
ÖKO-Test: Sonderheft Bauen und Wohnen '96
Lexikon der Nachhaltigkeit
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