Allgemein
Formaldehyd ist eine gasförmige, organische Verbindung, die in der Natur u. a. bei der
unvollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Material entstehen kann. Es gibt auch
einige Pflanzen und Tiere, die diese Verbindung oder das Oxidationsprodukt Ameisensäure
enthalten.
Formaldehyd wird technisch in sehr großer Menge hergestellt und verwendet, u.a. zur
Desinfektion und Konservierung (Formalin-Lösung, Kosmetika), zur Herstellung von
Spanplatten, Klebern, Aminoplast-Ortsschäumen, Lacken, Farben, Holzschutzmitteln usw..
Bei den Werkstoffen werden die Binde- und Klebemittel unter Beteiligung von Formaldehyd
hergestellt. Als kritisch sind vor allem Spanplatten und verleimte Holzwerkstoffe wie
beispielsweise Schicht-Parkett oder Sperrholz. Besonders auffällig sind
harnstoffharzverleimte Spanplatten. Diese Materialien geben fortlaufend, vor allem bei
Zutritt von Feuchtigkeit (Luftfeuchtigkeit) Formaldehyd ab. Dies geht im Extremfall so
lange, bis kein aus Formaldehyd hergestelltes Material mehr vorhanden ist: Die Spanplatte
zerfällt.
Nach der Gefahrstoffverordnung bzw. der Chemikalien-Verbotsverordnung sind
in Deutschland nur Spanplatten zugelassen, die in der Prüfraumkonzentration
0,1 ppm nicht überschreiten. Dies entspricht der Klasse E1. Die Einhaltung
der E 1 - Norm durch Spanplatten und Möbel aus Spanplatten liefert
allerdings nicht die Sicherheit, dass in der Raumluft die Konzentration von
0,1 ppm nicht überschritten wird - entscheidend sind die Raumbeladung
(Verhältnis von Fläche zu Volumen) mit emittierenden Spanplatten, der
Luftwechsel und andere Quellen.
Formaldehyd ist als Konservierungsmittel zugelassen, in Kosmetika muss es
angegeben werden, wenn die Konzentration 0,05 % überschreitet. Zulässig sind
hier 0,1 % für Mundpflegemittel, 0,2 % allgemein und bis zu 0,5 % für
Nagelhärter.
Gesundheitliche Auswirkungen
Formaldehyd wird durch den Atemtrakt, über die Haut (Kosmetika) und durch
den Magen-Darm-Trakt in den Organismus aufgenommen. 95 - 100% des
eingeatmeten Formaldehyds werden vom Körper resorbiert, d. h. nicht mehr als
Formaldehyd abgeatmet. Der größte Teil wird in den oberen Luftwegen
festgehalten, in die tieferen Bronchien und die Lunge gelangt nur ein
Bruchteil des eingeatmeten Formaldehyds.
Symptome bei kurzfristiger Formaldehyd-Belastung
können sein: Reizungen der Augen und Atemwege (Nase, Rachen Hals),
Tränenfluss, Husten, Kopf- und Ohrenschmerzen. Dazu sind noch allgemeine
Zeichen des Unwohlseins wie Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schwindelgefühl,
Übelkeit bis hin zu Erbrechen, Schlaflosigkeit, Nervosität, Depressionen,
Stressanfälligkeit, Störungen des Erinnerungsvermögens sowie allergische
Erkrankungen (auch Asthma) möglich. Die Anfälligkeit gegenüber chemischer
Belastung wird erhöht.
Bei langandauernder Formaldehyd-Exposition
kann es zu Konzentrationsstörungen, Wortfindungsstörungen, Übelkeit, Unruhe,
häufig mit Diarrhöe, auch Erbrechen kommen. Diese Symptome werden oft als
psychosomatische Beschwerden gedeutet.
Bei Hautkontakt mit Formaldehyd können
allergische Kontaktdermatiden in Form von Rötung, Schwellung und kleinen
Bläschen auftreten, die nach und nach in Knötchen und Schuppung (Ekzem)
übergehen. Auch niedrige Konzentrationen reichen aus, um bei einmal
sensibilisierten Personen entsprechende Reaktionen auszulösen bzw. chronisch
zu unterhalten. Das allergische Kontaktekzem ist vermutlich nicht nur eine
Hauterkrankung, sondern weist auf eine Schädigung des Immunsystems hin.
Chronische Belastung mit ständiger Reizung
der Atmungsorgane lässt die Schleimhäute anfällig werden gegenüber Pollen,
Schimmelpilzen, Umweltgiften usw. Dies führt wiederum zu weiteren
allergischen Reaktionen. Als Folge chronischer Einwirkung sind auch Nieren-,
Leber- und Lungenschäden möglich.
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